Ein Garten und ein Bakterium

Es fühlt sich an wie Sommer und die Zeit rast - wie eigentlich immer im Juni. Ob das eine gute oder doch eher stressige Angelegenheit ist, mag jeder selbst für sich selbst entscheiden. Und ob frische Landluft und die Nähe zum Meer oder zum noch näheren Garten an diesem Gefühl etwas ändern, können wohl nur diejenigen beurteilen, die das jeden Tag erleben dürfen; für die das Alltag bedeutet. Hartmut Rosa jedenfalls würde es sicherlich begrüßen, dass nun drei weitere Personen ein Domizil in der Natur und abseits des stressigen Stadtalltags gefunden haben, ganz im Sinne der Entschleunigung und auf dem Weg in die Resonanz.
Seit dem Winter hat sich jedenfalls vieles getan auf der Trekkerstation, und mit den Ergebnissen des Arbeitslebens hat sich dieses in ein tatsächliches Wohnen verwandelt: Kurz nach V. sind nun nämlich auch R. und C. in eine fertig sanierte Haushälfte eingezogen. Damit hat Barendorf drei neue Mitspieler gewonnen, die auch schon in der Vergangenheit mit ihrem kreativen Geist und ihrer Offenheit so einiges bewerktstelligt haben. Aus Wismar und Fürstenwalde kommend, wird sich wohl in Zukunft zeigen, wie sie die Barendorf’sche Dynamik aufmischen und was das für’s Dorf und die Region bedeutet. Für die Neugierigen nur schon einmal so viel: ihre kulinarische Vergangenheit wird wohl in Kaffee- und Pastenform fortgesetzt.

In der Zwischenzeit verändert sich der Garten um’s Haus von einer wilden, durch die Baustelle veränderten Fläche hin zu einem romantischen Landgarten. Dabei tun sich die fleißigen Ackerer gleich auf mehreren Ebenen etwas Gutes und fördern ihr Wohlbefinden und ihre Zufriedenheit, ja prägen vielleicht sogar, wie sich diese zukünftig entwickeln. So konnte inzwischen nachgewiesen werden, dass Gärtnern eine stressreduzierende und antidepressive Wirkung hat, ja sogar die Gedächtnisfunktion beeinflusst - und zwar nur im Positiven.
Dafür werden nicht nur die körperliche Arbeit und etwa Selbstwirksamkeitserfahrungen verantwortlich gemacht, sondern inzwischen auch eine bestimte Bakterienart (Mycobacterium vaccae), die zu einer Steigerung des Serotonin-Levels beiträgt und damit auch zu einem erleichterten Lernen. Beides wird mit der Verbesserung von Depressionssymptomen verknüpft, und zwar ohne dass man sonst irgendetwas tun müsste. Der Garten ist ja da, und die Arbeit, die dort anfällt, schließlich auch. Sie muss nur noch gemacht werden.

Vermutlich wirken diese Effekte auch vorbeugend, Gartenarbeit wird damit eine noch bessere Sache - so klein das Risiko im individuellen Fall auch sein mag, unter Depressionen zu leiden: Am Ende profitiert nicht nur der Mensch davon, zur stetig wachsenden Verbreitung dieser Krankheit nicht noch mehr beizutragen. Werden keine Antidepressiva eingesetzt, steigt damit auch die Kontamination des Grundwassers nicht weiter an und Tiere können unbeirrt und unbeeinflusst ihren natürlichen Lebenslauf nehmen. Rückstände der Medikamente können nämlich nur schwer durch die Grundwasseraufbereitung herausgefiltert werden und gelangen so ins Erd- und Tierreich. Erste Effekte, die dadurch ausgelöst werden, konnten bereits entdeckt werden: Das Paarungsverhalten von Staren wird gestört, weil männliche Stare den weiblichen, welche einer geringen Dosis eines Antidepressivums ausgetzt sind, aggressiver gegenüber sind und weniger singen. Weibliche Süßwassermuscheln lassen bei einer erhöhten Kontamination die noch nicht reifen Larven frei, was ihre Entwicklung verhindert. Und einige Fischarten werden mutiger, als sie es natürlicherweise wären und begeben sich dadurch in unnötige Gefahren. (Alle, die an Details interessiert sind, können gern unten in der kleinen Link-Sammlung weiterstöbern.)

Der Garten in Barendorf; V., R. und C. haben damit natürlich nur sehr wenig zu tun. Doch (heilungstechnisch) umgedreht könnten sie es wie Karl Foerster halten, ganz nach dem Motto: „Wer der Gartenleidenschaft verfiel, ist noch nie geheilt worden.“

Eure E.

positive Effekte der Gartenarbeit
https://www.proquest.com/openview/e8aa3fb6f488c55d668a763a4ccd8a9c/1?pq-origsite=gscholar&cbl=28849
https://www.theguardian.com/society/2019/may/13/green-therapy-gardening-helping-fight-depression
https://psychtimes.com/psychology/the-psychological-benefits-of-gardening/
https://www.haenselblatt.com/antidepressant-microbes-soil
https://www.schlosspark-klinik-dirmstein.de/7-gruende-fuer-gartenarbeit-gegen-depressionen/
https://bewusst-vegan-froh.de/forschung-gartenerde-ist-natuerliches-antidepressiva/
https://gardeningsquare.com/de/antidepressivum-mikroben-boden/

Umwelteinfluss von Antidepressiva
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1532045622000576
https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S2213343722018851
https://www.health.harvard.edu/newsletter_article/drugs-in-the-water
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC9403794/
https://pubs.acs.org/doi/abs/10.1021/acs.est.7b02912
https://www.sciencedaily.com/releases/2006/09/060914153812.htm
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0045653518313328
https://theconversation.com/antidepressants-are-changing-animals-behaviour-and-were-using-technology-to-find-out-how-101194

Antidepressants are changing animals’ behaviour – and we’re using technology to find out how